Fritz Vilmar, Jg.1929, Prof. em. Dr. phil.,
war nach seinem Soziologiestudium in der politischen Erwachsenenbildung tätig. 1959-70 Referent in der Abt. Bildungsarbeit beim Vorstand der IG Metall. Er war einer der Mitbegründer der "Kritischen Friedensforschung", u. a. durch seine Bücher Rüstung und Abrüstung im Spätkapitalismus (1965) und Sozialistische Friedenspolitik für Europa (1972).
Seit den siebziger Jahren konzentrierte er seine Arbeit auf die Theorie reformtheoretisch fundierter humaner Alternativen zu den herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen; Hauptwerke: Strategien der Demokratisierung (2 Bde.1973); Menschenwürde im Betrieb (auch Hg. 1973); Industrielle Demokratie in Westeuropa (auch Hg.1975); Wirtschaftsdemokratie und Humanisierung der Arbeit (mit K-O. Sattler, 1978); Arbeitswelt. Grundriß einer kritischen Soziologie der Arbeit (mit L. Kißler,1992); Vollbeschäftigung durch Arbeitszeitverkürzung?(mit W. Kutsch, 1983); Ökosozialismus (mit K-J. Scherer, 1986); Handbuch Selbsthilfe (mit B. Runge 1988); Die rettende Kraft der Utopie. Deutsche Juden gründen den Kibbuz Hasorea (mit W. Godenschweger, 1990)

Seit 1991 koordinierte er die "Forschungsgruppe Kritische Analyse der Vereinigungspolitik"; deren Arbeitsergebnisse: Kolonialisierung der DDR (mit W. Dümcke, 1995); La face cachée de l'unification allemande (mit Gislaine Guittard,Paris 1999); Zehn Jahre Vereinigungspolitik. Kritische Analysen und humane Alternativen (2000). Die DDR war anders(mit St. Bollinger), 2 Bde, 2002

Vilmar ist seit 1975 Professor für Politikwissenschaft an der FU Berlin. Gegen linken Dogmatismus gründete er 1976 mit Gleichgesinnten die "Hochschulinitiative Demokratischer Sozialismus". (1980 publizierte er in diesem Zusammenhang mit O. K. Flechtheim und anderen "Der Marsch der DKP durch die Institutionen".) Ab 1977Mitglied der "Grundwertekommission" der SPD, 1984 wegen Bekenntnis zu den Grünen abgewählt. Seit 1983 Vorsitzender bzw. Vorstandsmitglied im "Arbeitskreis Atomwaffenfreies Europa". 1990 Initiator der "Ökologischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft" (ÖkoLeA), die seit 1993 in Klosterdorf bei Strausberg ein kibbuzähnliches Kommuneprojekt aufbaut.

Wichtige Elemente von Vilmars Lebenswerk haben WeggefährtInnen und SchülerInnen 1994 in der Festschrift "Mut zur Utopie" ( Hg. Scherer/Wasmuth) dargestellt.

Am 15. 11. 2003 entschloß sich Fritz Vilmar nach 52-jähriger Mitgliedschaft, die SPD wegen deren zunehmender Kapitalhörigkeit und ihres hochgradigen sozialen Substanzverlustes zu verlassen.